Prof. Dr. Jörg Müller-Lietzkow

Ökonomie und Digitalisierung

Jörg Müller-Lietzkow, Dr. rer. pol.  Geboren am 4. Mai 1970

Von 2008 bis 2019 war er Professor für Medienökonomie und Medienmanagement am Institut für Medienwissenschaften der Universität Paderborn. Zuvor absolvierte er eine Banklehre in Düsseldorf und leistete seinen Wehrdienst in Koblenz. Anschließend studierte er Wirtschaftswissenschaften an der Universität Wuppertal (Diplom-Ökonom, 1992–1997) sowie Sportwissenschaft an der Deutschen Trainerakademie in Köln (Diplom-Trainer, 1993–1997).

Nach seinem Studium war er zunächst wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Wuppertal und am Forschungsinstitut Telekommunikation (FTK) in Dortmund (1997–1998), bevor er an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg am Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Personalwirtschaft und Organisation, tätig war (1999–2002). Nach seiner Dissertation über „Virtualisierungsstrategien in klassischen Industrien“ folgte eine Post-Doc-Phase an der Professur für Kommunikationswissenschaft mit dem Schwerpunkt Ökonomie und Medienorganisation an der Universität Jena (2003–2008). Im Jahr 2007 wurde er auf eine neue W2-Professur für Medienorganisation und Mediensysteme berufen (ab 1. April 2008), die 2013 in einen W3-Lehrstuhl für Medienökonomie und Medienmanagement im Rahmen eines neuen Rufes umgewandelt wurde. Einen Ruf nach Stuttgart hat er abgelehnt.

Seine Forschungsschwerpunkte in Paderborn umfassten die digitale Medienwirtschaft und eBusiness, Medienregionen und -cluster, Open Source und Open Innovation, mobile Medien, Netz- und Digitalpolitik, Start-ups im Digitalsektor, Digital Humanities, neue Institutionenökonomie sowie die Computerspielindustrie. Darüber hinaus lehrte er Sportökonomie, empirische Methoden, Projektmanagement und Kommunikationswissenschaft. Im Bereich der Games-Ausbildung initiierte er das GamesLab Paderborn und baute eine internationale Partnerschaft mit dem renommierten Rochester Institute of Technology (RIT) auf. Seit 2016 war er am Modellprojekt „Digitale Stadt Paderborn“ beteiligt, das er seit 2018 federführend leitete.

Seine aktuellen Forschungsprojekte seit 2019 befassen sich mit Künstlicher Intelligenz, Data Science, mobilen Endgeräten und drahtlosen Innovationen in Alltag, Studium, Forschung und Beruf (inklusive Digital Humanities). Weitere Schwerpunkte sind Regionalanalysen (Smart Cities) sowie die Mobilität der Zukunft – unter anderem als Mitglied im Deutschen Zentrum Mobilität der Zukunft des BMDV.

Präsidentschaft der HafenCity Universität (HCU) Hamburg seit 2019

Seit dem 1. Juli 2019 ist er Präsident der HafenCity Universität Hamburg. Gleichzeitig wurde er auf eine W3-Professur für Ökonomie und Digitalisierung berufen. Im Rahmen seiner Tätigkeit entwickelte er den neuen Struktur- und Entwicklungsplan 2021–2027 („Die Zukunftsuniversität“), der auch in die langfristigen Ziel- und Leistungsvereinbarungen mit der Wissenschaftsbehörde einfloss, was eine dauerhafte Erhöhung des Globalbudgets um etwa 15 % ermöglichte.

Während der Pandemie- und Energiekrise (2020–2022) führte er die Universität durch herausfordernde Zeiten, insbesondere in den Bereichen digitale Lehre, mentale Gesundheitsvorsorge und Energiekostenmanagement. Aufgrund des langfristigen Ausfalls des Vizepräsidenten für Lehre und Digitalisierung (2021–2024) übernahm er dessen Aufgaben gemeinsam mit den anderen Präsidiumsmitgliedern.

Seit Herbst 2022 leitet er zusammen mit dem Präsidium und dem Senat die umfassende organisatorische Transformation der HCU in Fachbereiche, die bis Ende 2024 abgeschlossen sein wird. Neben zahlreichen internen Aufgaben ist er aktiv in entscheidenden Gremien des Wissenschaftsstandorts Hamburg vertreten.

Er initiierte 2022 das NICE² (Norderelbe Institute for Circular Economy and Climate Change) und sicherte die Finanzierung bereits 2021. Zudem setzte er die Profilschwerpunkte der HCU: Digitalisierung und Klimawandel (seit 2019), ergänzt um den Fokus auf soziale Gerechtigkeit (seit 2023). Damit entstand eine thematische Schwerpunktmatrix für die Universität. Zudem entwickelte er federführend den Studiengang „Technische Gebäudeausrüstung mit digitaler Infrastruktur“, der im Wintersemester 2021/2022 eingeführt wurde.

Forschung und Drittmittelprojekte

Neben seiner Tätigkeit als Präsident war er maßgeblich an erfolgreichen wissenschaftlichen Drittmittelprojekten beteiligt:

  • 5G-Modellregionen-Projekt (10 Mio. Euro, BMDV, Abschluss 2023) zur Indoor-Navigation
  • Fahrplanoptimierung mit KI und Netzwerktechnologien (FPOplus) (16 Mio. Euro, BMDV, Start 2023)
  • Deutsches Zentrum Mobilität der Zukunft (DZM) - Hybridforschung (Gesamtvolumen 25 Mio. Euro, Start 2024)

Die Aktivitäten bündelt er im Rahmen des Hanseatic Wireless Innovation Comptence Center (HAWICC)

Im Januar 2025 wurde er vom Hochschulsenat und Hochschulrat einstimmig für eine zweite Amtszeit (1. Juli 2025 – 30. Juni 2031) bestätigt.

Politisches und gesellschaftliches Engagement

Neben seiner akademischen Laufbahn war er von 1999 bis 2003 Mitgründer und Geschäftsführer eines Unternehmens und betreute zahlreiche Start-up-Projekte. Er berät regelmäßig Wirtschaft sowie Landes- und Bundespolitik und war mehrfach als Experte in Anhörungen des Bundestages und diverser Landtage tätig. Seit 2014 ist er Co-Sprecher/Vorsitzender des digital- und netzpolitischen Vereins cnetz e.V..

Nach Teilnahme an den Koalitionsverhandlungen des Bundes wurde er 2018 in die Enquete-Kommission Künstliche Intelligenz des Deutschen Bundestages berufen. Neben seiner politischen Tätigkeit engagierte er sich beratend beim Aufbau zweier privater Hochschulen sowie ehrenamtlich in verschiedenen Digitalisierungsgremien.

Bis 2025 war er Vorsitzender der Jury des Thüringer Innovationspreises und Mitglied der Jury des Thüringer Wissenschaftspreises. Jörg Müller-Lietzkow ist verheiratet und hat eine erwachsene Tochter.