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HCU und KZ-Gedenkstätte Neuengamme starten Multimedia-Projekt zur Gegenwartsrelevanz von Familiengeschichte während der NS-Zeit

Am 1. Januar 2020 haben die HafenCity Universität Hamburg (HCU) und die KZ-Gedenkstätte Neuengamme die Arbeit an „#Was willst du tun? Ein multimediales Projekt zur Gegenwartsrelevanz von Familiengeschichte in der Zeit des Nationalsozialismus“ aufgenommen. Das Projekt wird durch das Programm „Jugend erinnert“ der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien gefördert und läuft über drei Jahre. Die KZ-Gedenkstätte Neuengamme und die HCU setzen dabei auf familienbiographische Recherche als didaktisches Mittel.

Im Projekt sollen Lernende befähigt werden, die Relevanz ihrer Familiengeschichte zwischen 1933 und 1945 für ihre eigene Identität zu reflektieren sowie sich ihrer gesellschaftlichen Handlungsoptionen bewusst zu werden. Studierende der HafenCity Universität und Nachkommen von NS-Verfolgten aus dem In- und Ausland treten in einen Dialog über die Bedeutung der eigenen Familiengeschichte für ihr Leben. Die Begegnung wird durch Instagram Stories festgehalten und in einer Online-Ausstellung präsentiert. Es werden Bildungsmaterialien erarbeitet und Multiplikator*innen geschult, damit das Konzept künftig auch von anderen Gedenkstätten sowie Schulen und Trägern der außerschulischen Jugendarbeit genutzt werden kann.

Dr. Oliver von Wrochem, Leiter der KZ-Gedenkstätte Neuengamme: „Gedenkstätten brauchen als Orte lebendigen Erinnerns die Partizipation von Menschen, die sich zu den historischen Ereignissen auch persönlich in Beziehung setzen. Die KZ-Gedenkstätte Neuengamme bietet deshalb seit vielen Jahren Seminare für Personen an, die sich mit der Bedeutung ihrer Familiengeschichte während der NS-Zeit für ihr Leben befassen. Mit dem Projekt #WaswillstDutun? und der Kooperation mit der HafenCity Universität können wir junge Erwachsene mit aktivierenden und dialogischen Methoden darin unterstützen, zu verstehen, dass Geschichte mit ihrem Alltag und der eigenen Familienbiographie zu tun hat. Denn der Nationalsozialismus und der Zweite Weltkrieg haben das Leben von Familien auf allen Kontinenten beeinflusst und die Folgen dieser Zeit sind bis heute auf der ganzen Welt spürbar.“

Prof. Dr. Lisa Kosok, Kulturerbe und Museumswissenschaften, HafenCity Universität: „Die HafenCity Universität möchte Studierende anregen, die Grenzen der Fachdisziplinen zu verlassen und neue Fragen zu gesellschaftlichen Themen zu stellen. Auf dem Weg zur Universität kommen viele Studierende täglich am denk.mal Hannoverscher Bahnhof vorbei. Auf Exkursionen passieren sie Orte, an denen während des Zweiten Weltkriegs Zwangsarbeiter*innen und KZ-Häftlinge ausgebeutet wurden. Die Studierenden erfahren im Projekt, dass sich hinter diesen Orten menschliche Schicksale verbergen. Die Nachkommen von NS-Verfolgten sind bis heute von den Ereignissen des Zweiten Weltkriegs geprägt. Aber auch die Identität der Studierenden ist durch ihre Familienbiographie während der NS-Zeit beeinflusst. Durch die Mitarbeit an Instagram-Stories und der Online-Ausstellung können die Studierenden ihre Stimmen in eine lebendige Erinnerungskultur einbringen.“


Betreut wird das Projekt von der Swenja Granzow-Rauwald und Thorsten Fehlberg. Swenja Granzow-Rauwald arbeitet seit vielen Jahren in der KZ-Gedenkstätte Neuengamme mit Nachkommen von NS-Verfolgten aus dem In- und Ausland, insbesondere zur Veröffentlichung von Familiengeschichten. Darüber hinaus bietet sie unterschiedliche pädagogische Formate für Jugendliche und Erwachsene an. Thorsten Fehlberg war zuvor für den Bundesverband Information & Beratung für NS-Verfolgte e.V. in Köln tätig. Dort hat er hauptsächlich Projekte für und mit Nachkommen von NS-Verfolgten umgesetzt. Dazu zählten der bundesweite Aufbau von regionalen Netzwerk von Nachkommen sowie die Durchführung von Fachkonferenzen und Seminaren.