Exkursion Baltische Staaten

B.Sc. Stadtplanung | Exkursion | 2 SWS | SP_B0402


Die Baltischen Staaten, am Rande Europas gelegen, haben in jüngerer Zeit eine wechselhafte Geschichte durchlebt. Nach dem Zusammenbruch der Planwirtschaft und der wieder gewonnenen Unabhängigkeit erlebten die „Baltischen Tiger“ zunächst ein außergewöhnlich hohes Wirtschaftswachstum, vor allem in den Jahren rund um den EU-Beitritt 2004. Nun folgt der Absturz: Wenige Ländern haben unter der Weltwirtschaftskrise im ähnlichen Maße zu leiden wie Estland, Lettland und Litauen. Dabei sind die daraus entstehenden Lasten, genau wie zuvor die Gewinne, weder räumlich noch sozial gleich verteilt.

Solche Gegensätze und Brüche spiegeln sich auch in den baltischen Hauptstädten wider. So zählen Riga und Tallinn mit ihren Jugendstilvierteln und einer Altstadt aus der Hansezeit zum UNESCO-Weltkulturerbe. Mit diesem als positiv empfundenen Erbe kontrastieren einerseits das bauliche und infrastrukturelle Erbe der Sowjetzeit; andererseits ist viel Neues entstanden. Tallinn etwa gilt als europäischer Pionier auf dem Weg zur Digital City, und Riga entwickelt sich zu einem jungen Zentrum der Kreativwirtschaft.

Vor diesem Hintergrund verflogt die Exkursion drei Ziele.

  • Der Prozess der Transformation von Plan- zu Marktwirtschaft soll in all seinen Facetten nachgezeichnet werden. Wie weit sind die baltischen Staaten auf diesem Weg gekommen? Welche Konflikte sind dabei entstanden? War das Wirtschaftswachstum der letzten Jahre im Lichte der gegenwärtigen Krise wirklich sozial und ökologisch nachhaltig?
  • Der Platz der baltischen Staaten in internationalen Netzwerken soll sondiert werden. Welche Rolle spielen die Standorte Riga und Tallinn in den Wertschöpfungsketten transnationaler Unternehmen? Gelingt es der Region Teil von globalen Wissens- und Innovationsnetzwerken zu werden? Wie sieht es mit individuellen Verbindungen aus – etwa zu den meist jungen Ausgewanderten in Westeuropa und den USA?
  • Es soll erörtert werden, welche Antworten die Stadtplanung auf die gegenwärtigen Entwicklungen und Herausforderungen der baltischen Staaten gibt. Wie kann der Prozess der ökonomischen und gesellschaftlichen Transformation städtebaulich begleitet werden? Lässt sich zwischen architektonischen Erbe und neuen Nutzungsansprüchen vermitteln? Welche Zukunft kann für die baltischen Hauptstädte prognostiziert werden?

Die Antwort auf diese Fragen sucht die Exkursion in einem geblockten Vorbereitungsseminar und vor Ort im Gespräch mit Experten aus Planung, Politik, Kultur und Wirtschaft.