Unter dem Motto "Sauber in den Fluss!" und mit dem Untertitel "Ziele, Strategien und Systeme kommunaler Straßenabwasserreinigung" befassten sich letzte Woche ca. 160 VertreterInnen aus der Wissenschaft, der Praxis und von Verbänden mit dem Thema Straßenabwasserreinigung.

Die Reinigung von Straßenabwässern stellt im urbanen Raum und insbesondere im Bestand eine große Herausforderung dar. Dies gilt genauso für die Erreichung der Ziele der EG-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL).

Folgende Kernfragen standen im Mittelpunkt:

- Welche Wirkungen hat Straßenabwasser auf die Gewässer und warum stellt deren Reinigung einen wichtigen Beitrag zur Erreichung von Umweltzielen nach der WRRL dar?

- Wie ist der Stand bei den gesetzlichen Vorgaben und (neuen) Regelungen (DWA 102 und Co.) und was bedeutet das für die Praxis?

- Welche Ansätze für Strategien zur Planung von Anlagen gibt es und wie können diese die Umsetzung in der Praxis unterstützen?

- Welche Erfahrungen gibt es mit Planung, Bau und insbesondere dem Betrieb verschiedener Anlagetypen?

In vier Blöcken wurden insgesamt 9 Fachbeiträge geleistet:

Block 1: Problemstellung aus der Sicht des Gewässers

Block 2: Gesetzliche Vorgaben und (neue) Regelungen

Block 3: Ansätze für Strategien zur Planung der Reinigung

Block 4: Technische Systeme der Reinigung - Aspekte von Planung, Bau und Betrieb

Ein Ziel der Veranstaltung war die Weiterbildung und Vernetzung der Akteure um die Umsetzung von Maßnahmen zur Reinigung von Straßenabwässern und damit auch die Umsetzung der WRRL zu fördern.

Dies ist besonders wichtig aufgrund eines sehr komplexes Handlungsfeld und den großen Herausforderungen. Ein paar Beispiele:

·        - (Häufig) Keine ausreichende Zielerreichung der WRRL bei den Gewässern, schlechte Datengrundlagen

·        - Umsetzungsherausforderungen Straßenplanung (Fläche, Kosten, NutzungsAnsprüche)

·        - Herausforderungen zwischen (langfristiger) strategischer Planung/Prioritätensetzung  der Kommunen sowie Planung, Bau und Betrieb von einzelnen (technischen) Anlagen

Nicht weniger komplex sind die Akteurskonstellationen, z.B. viele Beteiligte aus der Wasserwirtschaft (hier: Gewässer und Regenwasserbewirtschaftung), Straßenplanung, Naturschutz,  Behörden, Betriebe/Konzerne, Planungsbüros und Verbände.

Auch aufgrund der hohen TeilnehmerInnenzahl, den interessanten Fachdiskussionen und dem positiven Feedback der TeilnehmerInnen kann die Veranstaltung als gelungen bezeichnet werden.

Die Veranstalter ziehen folgendes inhaltliches Fazit:

·        Die hohen Belastungen der Gewässer durch Straßenabwässer sind ebenso unstrittig wie die Notwendigkeit, die Maßnahmen zukünftig noch stärker an der Zielerreichung der WRRL zu orientieren. Es wurde auch deutlich gemacht, dass es zukünftig in vielen Fällen höhere planerische Anforderungen an Projektgenehmigungen durch einen verpflichtend anzufertigenden „Fachbeitrag WRRL“ geben wird.

·        Erfreulich sind dabei die Bemühungen verschiedenen Kommunen, eine systematische Prioritätensetzung für Maßnahmenprogramme zu erarbeiten, die sich zum einen an Schwerpunkten der Belastungen (Emissionen) aber auch an den Sensibilitäten der Gewässer (Immissionen) festmachen. Diese müssen mit Hochdruck erarbeitet und zielgerichtet umgesetzt werden.

·        In Hamburg erscheint es von Vorteil, dass diese Aufgabe Teil der Schwerpunktsetzung des neuen Klimaplanes vom Dezember 2019 geworden ist. Hier finden sich inhaltliche und zeitliche Zielsetzungen.

·        Die Straßenplanung steht vor der Herausforderung, im engen Rahmen der Flächenverfügbarkeit neue Lösungsansätze für mehr Straßenabwasserreinigung zu entwickeln. Dies erscheint aber möglich, wenn sich auch die Planungsprinzipien (z.B. Geschwindigkeit, Änderung Modal Split) in der Verkehrsplanung verändern. Hier ist derzeit viel Bewegung erkennbar.

·        Deutlich wurde auch, dass es bereits gute Erfahrungen mit konkreten Techniken zur Straßenabwasserreinigung gibt, sowohl mit dezentralen als auch mit zentralen Anlagen. Eine große Aufgabe ist es dabei, Betriebserfahrungen systematisch auszuwerten und miteinander zu teilen. Ein wichtiger Grundsatz wurde auf der Tagung hierzu von einem Vortragenden geteilt: „Wir machen und lernen weiter“

Es wird darüber nachgedacht , weitere Tagungen in diesem Fachkontext vorzubereiten und ab 2020 anzubieten. Die große Resonanz und auch die konkreten Vorschläge dazu in der Evaluierung motivieren die Veranstalter für diesen Schritt.  

Tagungsflyer mit Vortragsthemen und Referenten


 

Vorträge aus dem Block 1:

Der Einfluss von Niederschlagswasserabflüssen von Straßen auf das Makrozoobenthos von Fließgewässern – Wirkungsketten, Bewertung, Beispiele
Dr. Petra Podraza (Ruhrverband, Essen)

Belastungen der Gewässer durch Niederschlagsabwasser von Straßen – Stand in der Genehmigungspraxis WRRL und Konfliktpotenzial
Dr. Stefan Greuner-Pönicke (BBS Büro Greuner-Pönicke, Kiel)

 

Vorträge aus dem Block 2:

Darstellung und Reflexion der (neuen) Regelungen aus der DWA A102 – was ändert sich in der Praxis?
Prof. Dr. Heiko Sieker (Ingenieurgesellschaft Prof. Dr. Sieker mbH, Hoppegarten)

 

Vorträge aus dem Block 3:

Neue Untersuchungen für eine systematische Priorisierung von Straßenabwasserreinigung
Paul Kober (TU Berlin, FG Siedlungswasserwirtschaft)

Das Konzept Niederschlagswasserbehandlung – Erarbeitung einer Strategie für Hamburg
Christoph Heß (Behörde für Umwelt und Energie Hamburg)

Herausforderungen bei der Reinigung von Straßenabflüssen aus Sicht der Verkehrsplanung
Prof. Dr. Jochen Eckart (Hochschule Karlsruhe - Technik und Wirtschaft)

 

Vorträge aus dem Block 4:

Regenwasserbehandlung in der Praxis – zentrale und dezentrale Lösungen in Wuppertal
Christian Massing (WSW Energie & Wasser AG, Wuppertal)

Erfahrungen mit dem Betrieb von zentralen Niederschlagswasserbehandlungsanlagen in Hamburg
Gerrit Bischoff (Hamburg Wasser)

Hydraulische Leistung von Rinnenfiltern zur dezentralen Regenwasserbehandlung - Ergebnisse eines BMFT geförderten Forschungsvorhabens
Claus Huwe (Hauraton GmbH)