Informality as a Mode of Urbanism. Aktuelle Perspektiven und Herausforderungen informeller Stadtentwicklung
"Nadogradnje" bezeichnen informelle Dachaufbauten im ehemaligen Jugoslawien, die bereits historisch im architektonischen Gedächtnis der Region verankert sind. Sie zeigen Strategien für eine Resilienz im Wohnungsbau, meist geprägt von niederschwelligen Low-Tech-Verfahren jenseits staatlich reglementierter Planung. Der Kölner Architekturfotograf Gregor Theune nahm sich diesem urbanen Phänomen an und dokumentierte es in 29 großformatigen Fotografien. Neben einer Ausstellung hat Theune seine dokumentarfotografische Arbeit gemeinsam mit dem Gestalter Sven Quadflieg in einem Buch herausgegeben, das die »Nadogradnje« aus dem Blickwinkel verschiedener Wissenschaftsdisziplinen untersucht.
Der Vortrag von Monika Grubbauer im AIT-Architektursalon Hamburg beleuchtete den Stand der Debatte um Stadt und Informalität an der Schnittstelle zwischen Architektur, Planung und sozialwissenschaftlicher Stadtforschung. Ziel war es das Phänomen der in der Publikation von m-books und in der Ausstellung dokumentierten Nadogradnje im Kontext dieser wissenschaftlichen Debatte zu verorten. Kritisch hinterfragt wurde, welche Bedeutungen und Konzepte von Informalität gegenwärtig zirkulieren. Die intensive Auseinandersetzung mit den informellen Strategien des Selbstbaus und der Selbstorganisation eröffnet gegenwärtig neue Handlungsspielräume in Architektur und Planung, gleichzeitig besteht die Gefahr, dass damit auch eine Ästhetisierung und Kommodifizierung der Räume und Praktiken städtischer Informalität in den Metropolen des Globalen Südens befördert wird. Dies wurde von Monika Grubbauer anhand von Einblicken in eigene Forschungen zu informellen Siedlungen und Selbstbau in Ecatepec, Mexico City, anschaulich verdeutlicht.