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Die Debatte KI: Anwendung Künstlicher Intelligenz in der Lehre

KI kann theoretisch die eigene Hausarbeit schreiben – aber sollte sie es auch tun? Es stellt sich die Frage, wie der Einsatz von KI in der Lehre angemessen gehandhabt werden sollte.

Die Debatte KI: Anwendung Künstlicher Intelligenz in der Lehre

„Künstliche Intelligenz ist die Fähigkeit einer Maschine, menschliche Fähigkeiten wie logisches Denken, Lernen, Planen und Kreativität zu imitieren. KI ermöglicht es technischen Systemen, ihre Umwelt wahrzunehmen, mit dem Wahrgenommenen umzugehen und Probleme zu lösen, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen.“ - Was ist künstliche Intelligenz und wie wird sie genutzt? | Themen | Europäisches Parlament (europa.eu)

Kurzum, KI kann theoretisch die eigene Hausarbeit schreiben – aber sollte sie es auch tun? Die Meinungen darüber sind gespalten. Während mancher die Vorteile begrüßt, lehnt ein anderer den Einsatz von KI strikt ab. Es wird befürchtet, dass dies zu Misstrauen führen könnte und die eigentliche Aufgabe des Studiums, nämlich das Vermitteln und Verarbeiten von Wissen, vernachlässigt wird. Es stellt sich daher die Frage, wie der Einsatz von KI in der Lehre angemessen gehandhabt werden sollte.

Bereits im Jahr 2023 setzte sich die Arbeitsgruppe "KI im universitären Umfeld" aus Vertreter:innen der unterschiedlichen Statusgruppen der HafenCity Universität (HCU) im Auftrag des Akademischen Senats zusammen und veröffentliche eine „Handreichung zu Anwendungen mit Künstlicher Intelligenz (KI) in der Lehre“. Die Handreichung setzt den Fokus auf den Einsatz generativer KI-Tools wie beispielsweise ChatGPT und beleuchtet die Potenziale sowie Herausforderungen für Lehrende und Studierende.

Am 14. Februar 2024 lud die Arbeitsgruppe mit dem Team „Medien & Didaktik“ Lehrende, Studierende und Verwaltungsmitarbeitende der Universität zum „Runden Tisch KI“ an der HCU ein. Die Veranstaltung startete mit der Vorstellung zweier KI-Tools (Consensus, eine KI-gestützte Suchmaschine für wissenschaftliche Forschung und Microsoft Copilot) als Einstimmung in das Thema. Anschließend stellten die AG-Vertreter:innen die wichtigsten Eckdaten aus der Handreichung vor und beleuchteten bislang eingegangenes Feedback. Unter Anwendung der Workshop-Methode World Café ergab sich zwischen den rund 25 Teilnehmenden ein intensiver Austausch. Hierbei wurden an drei Tischen verschiedene Fragen diskutiert.

Misstrauen und Chancen:  Welche Erfahrungen haben Sie mit dem Einsatz von KI-Tools für das Lehren und Lernen?

Lehrende und Studierende tauschten am ersten Tisch intensiv ihre bisherigen Erfahrungen im Einsatz mit KI miteinander aus. So wird aus der Architektur berichtet, dass KI dabei unterstützen kann, Wissenslücken zu schließen, Berechnungen durchzuführen sowie Bilder und Ideen zu generieren. Der Studiengang „Kultur – Digitalisierung – Metropole“ lotet die Möglichkeiten von KI-Tools im Bereich qualitativer Forschung aus, z.B. beim Schreiben von Beobachtungsprotokollen. Auch ethische Aspekte werden diskutiert. Einig ist man sich, dass eine (aktive) Auseinandersetzung mit KI-Tools unvermeidbar scheint. Der Einsatz von KI wirft Fragen auf: Welche Vorgaben und Hilfestellungen gibt es für Lehrende? Wie geht man mit Täuschungsversuchen durch unrechtmäßigen Einsatz von KI-Tools um? Und inwieweit schadet die Verwendung von KI den eigenen Fähigkeiten und Kompetenzen zum kritischen Denken?

Prüfungsleistung 1,0:  Wie können mit bzw. trotz KI in Zukunft Prüfungen gestaltet werden?

Die Frage der Gestaltung rechtlich und didaktisch stimmiger Prüfungen wurde am zweiten Tisch diskutiert. Eine Lösung könne darin bestehen, so Teilnehmende, dass Studierende nicht nur ihre fertige Prüfungsleistung, sondern auch ein Prozessprotokoll anfertigen. Dies diene der Kontrolle über den wissenschaftlichen Prozess aber auch der Selbstreflexion. Ebenso wurde vorgeschlagen, dass ein Leitfaden hilfreich sein könnte, der KI-Charakteristika in Hausarbeiten erkennen lässt. Auch die Klärung grundsätzlicher Fragen, wie die nach der Notwendigkeit einer neuen Prüfungsordnung stand im Raum.

KI-Tools im Einsatz an der HCU – welche Maßnahmen braucht es?

Für einen wichtigen Schritt halten die Teilnehmenden am dritten Tisch die Schaffung eines Bewusstseins darüber, wie KI-Tools überhaupt funktionieren und was hinter ihnen steckt (bspw.: Sprach- vs. Wissensmodell). Lehrveranstaltungen für Studierende bzw. Weiterbildungsangebote für Lehrende sollten KI-Literacy vermitteln. Studienganginterne Austauschformate können hilfreich sein, disziplinspezifische Tools gemeinsam zu erproben und KI-Tools in Zukunft didaktisch und rechtlich sinnvoll in die Lehre (und die Forschung) zu integrieren. Gerne sollten hierbei Synergieeffekte im Zusammenspiel mit den anderen Hamburger Hochschulen genutzt werden. Betont wird auch, wie wichtig es ist, von Anfang an alle relevanten Bereiche (z.B. IT, Informationssicherheit, Datenschutz, Einkauf) an der HCU mit einzubeziehen.

Die Nutzung von generativer KI – eine große Chance

Rund um den Einsatz von KI-Anwendungen im Lehr-/Lernkontext bleiben noch viele Fragen offen. Doch positiv zu vermerken ist: Das Interesse von Seiten HCU-Lehrender und Studierender an Austauschformaten ist groß. Die KI AG setzt auch weiterhin darauf, in einem möglichst transparenten Prozess sowohl Lehrende, Studierende als auch Verwaltungsmitarbeitende einzubeziehen, um gemeinsam mehr Sicherheit im Umgang mit KI-Tools für das Lehren, Lernen und Forschen zu gewinnen.

Der Vizepräsident für Lehre, Prof. Karsten Schlesier unterstreicht „[…], dass die Nutzung von generativer KI in der Lehre eine große Chance für unsere Universität darstellt. Generative KI ist eine innovative und zukunftsweisende Technologie, die das Potenzial hat, die Art und Weise, wie wir Wissen schaffen, vermitteln und anwenden, zu verändern. Die dynamische Entwicklung in diesem Bereich und die damit verbundenen Chancen, aber auch Herausforderungen bedürfen zugleich auch einer aufmerksamen Begleitung. Um die Technologie erfolgreich zu nutzen, ist es wichtig, dass alle Beteiligten - Lehrende und Studierende - aktiv einbezogen sind. Wir möchten sicherstellen, dass generative KI ethisch verantwortungsvoll, qualitativ hochwertig und didaktisch sinnvoll eingesetzt wird."