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Den ökologischen Fußabdrücken von Städten auf der Spur: Kick-off-Workshop des Forschungsprojekts „Urban Footprints“

Unter dem Titel „Global Cities on a Low Carbon Path” versammelte der Kick-off-Workshop des Forschungsprojektes „Urban Footprints“ am vergangenen Donnerstag und Freitag, dem 4. und 5. Juli, nationale und internationale Expert*innen in den Hongkong Studios in der HafenCity. Etwa 45 Teilnehmende diskutierten Veränderungspotenziale und Steuerungsmodelle für klimaverträgliche und zugleich sozial gerechte urbane Infrastrukturen und Lebensstile in den Metropolen Delhi, São Paulo, Lagos, Kairo und Hamburg. Die Agenda überspannte dazu interdisziplinär die Themen Mobilität, Lebensmittelströme, Abfallwirtschaft und Energieversorgung.

Urban Footprints-Workshop in den Hong Kong-Studios in der HafenCity

Bild: HCU Hamburg

Am Donnerstag präsentierte Christian Maaß, ehemaliger Staatssekretär der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt sowie Partner des Hamburg Instituts, ein mögliches Szenario für klimaverträgliche urbane Infrastrukturen im Hamburg der Zukunft, in dem Abwärme genutzt und Fernwärmenetze mit Kleineinspeisungen gestärkt würden. Dr. Manisha Jain, Projektleiterin im Forschungsbereich Ressourceneffizienz von Siedlungsstrukturen am Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung, erläuterte das Potential von integrierter Infrastrukturentwicklung für die Region Delhi. Dazu betonte sie: „Die Regierung muss rechenschaftspflichtig werden.“ Für Lagos unterstrichen die HCU-Studierenden des Master-Studienprogramms „Resource Efficiency in Architecture and Planning“ (REAP) Chima Akukwe, Jonathan Young, Maria Moleiro Dale und Charles Nnanna die Herausforderung der strategischen Stadtentwicklung, eine Vielzahl von Akteuren mit sich überschneidenden Befugnissen zu koordinieren.

Der Freitag war der strategischen Planung der laufenden Transformationsprozesse gewidmet. Laura Ceneviva, Vorsitzende der Klimaschutzkommission São Paulo, berichtete von der Erneuerung des Klimaaktionsplans ihrer Stadt und unterstrich die Bedeutung von städtischen Interventionen, die einen gesellschaftlichen Wertewandel unterstützen: „Nur rationales Argumentieren ist nicht ausreichend. Wir müssen mit emotionaler Bindung arbeiten.“ Professorin Heba Allah Khalil verwies auf das geringe Maß an städtischer Selbstverwaltung in Ägypten, stellte jedoch ebenso erste Ansätze, wie den ersten Klimaplan des Gouvernerats Giza vor. Solveig Schröder, Klimaschutzmanagerin des Bezirks Hamburg-Bergedorf, diskutierte Strukturen der städtischen Klimaschutzplanung in Deutschland und gab anhand zahlreicher Beispiele Einblick in ihre Arbeit in Bergedorf.

Bei der abschließenden Panel-Diskussion am Freitagnachmittag debattierten die Teilnehmenden zu der übergeordneten Frage, inwieweit Städte und Metropolen strategisch dazu beitragen können, urbane Lebensstile und Infrastrukturen im Sinne des Klima- und Ressourcenschutzes zu verändern. Prof. Dr. Anita Engels, Co-Chair des Exzellenzclusters “CLICCS: Climate, Climatic Change, and Society“ der Universität Hamburg, ging auf die Rolle der Stadtbewohner*innen in Planungsprozessen ein. Am Beispiel des Wandels Hamburgs zur Fahrradstadt betonte sie: „Bei einem solch konfliktgeladenen Thema besteht die Notwendigkeit für Bürgerinnen und Bürger, politischen Druck aufzubauen.“ 

Prof. Dr. Kristine Kern vom Leibniz-Institut für Raumbezogene Sozialforschung erklärte, dass Vorreiterstädte im Kampf gegen den anthropogenen Klimawandel mehr als nur langfristige Strategien vorlegen: „Diese Städte handeln proaktiv und legen transparente und überprüfbare Zwischenziele fest.“ Dazu sei es vorteilhaft und machbar, neben einer Quellenbilanz auch eine Verbraucherbilanz zu führen, hob Dr. Peter Paul Pichler, stellvertretender Leiter des Arbeitsgebiets „Social Metabolism and Impacts“ am Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung, in seinem Vortrag hervor. Auch Esteban Muñoz, Berater der UN Environment, hatte ein praktikables Modell vorgestellt, das der Erfassung städtischer Stoffströme und integrierter Planung dient. Die Gruppe tagte in der kreativen Atmosphäre der Hongkong Studios, konzeptgemäß reichhaltig versorgt mit niedrigem „Foodprint“.

Der Workshop gab den Auftakt des Forschungsprojektes „Urban Footprints“ der Rechtswissenschaftlerin Dr. Cathrin Zengerling von der HCU. Gemeinsam mit ihren Mitarbeiterinnen Lisa Harseim und Nikita John, beide Promovierende aus dem Masterstudienprogramm REAP der HCU, erkundet sie Steuerungsmodelle urbaner ökologischer Fußabdrücke. Acht Städte in acht Ländern (Shenzhen, Delhi, New York, São Paolo, Lagos, Kairo, Toronto und Hamburg) erforscht das interdisziplinäre Team in den kommenden Jahren auch vor Ort. Das innovative Projekt wird als Freigeist-Fellowship durch die Volkswagenstiftung gefördert.

Kontakt und weitere Informationen: https://www.hcu-hamburg.de/urbanfootprints